10 Jahre Erklärvideos

Eine persönliche Zeitreise mit unveröffentlichtem Material aus einem Jahrzehnt Lichtspieler. 

Ich könnte mich jetzt der üblichen Floskeln bedienen, was die Vergänglichkeit der Zeit angeht. Aber ich möchte an dieser Stelle zunächst meine Dankbarkeit und auch in bescheidener Weise meinen Stolz zum Ausdruck bringen. 

Vor einem Jahrzehnt begannen wir als kleines Designbüro unter dem Namen „Designkloster”, das typische kreative Dienstleistungen anbot. Mit einem gezielten Blick über den Tellerrand, und den Wunsch unsere drei Kompetenzen besser in einem Produkt zu vereinen, begannen wir mit dem Thema Erklärvideos zu experimentieren. Dieses Experiment verwandelte sich dann schnell in eine kleine Erfolgsgeschichte. Die Spezialisierung war für uns als kleines Team aus mehreren Gründen äußerst sinnvoll. Zum einen konnten wir nicht nur unsere unterschiedlichen Kompetenzen und Leidenschaften bündeln, sondern mit unseren Videos und Kund*innen auch wertvolle Botschaften in die Welt tragen.

Ich möchte diesen Beitrag für eine kleine Zeitreise mit bis dato unveröffentlichtem Foto- und Videomaterial nutzen.


Von bescheidenen Anfängen zu großen Abenteuern

Kennengelernt haben wir drei uns während des Studiums an der ecosign / Akademie für Gestaltung in Köln, an der wir alle im Zeitraum 2006 bis 2013 Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt nachhaltige Gestaltung studierten.

Ein seltenes Beweisfoto von uns drei auf einer dieser legendären Studentenpartys. Kirsten mit ihrem berühmten Dance Move, Tobi stets elegant gekleidet, mit Hemd und Hut und Carsten beschwipst aber glücklich mit Cuba Libre.

Nach dem Studium setzten wir zunächst unsere individuellen Karrieren als Freiberufler*innen fort, als dann im Jahr 2014 eine Anfrage an mich herangetragen wurde. Es sollte ein Erklärvideo für eine Wedding-Planerin entstehen, für die ich bereits ein Corporate Design und eine Website umsetzte. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mit der Compositing- und Animationssoftware Adobe After Effects allerdings keinerlei Berührungspunkte. Aber getreu dem Motto „raus aus der Komfortzone” dachte ich mir, es wäre ein lohnender Schritt, sich mit dem Thema Video bzw. Erklärvideo mal genauer zu befassen. Zusammen mit Kirsten setzte ich dann unser allererstes offizielles Erklärvideo um.

Es folgten schnell einige Erklärvideos für eine Werbeagentur, für die ich als Freelancer arbeitete. An der Stelle kam dann auch Tobi dazu, da er sich bereits während des Studiums intensiv mit After Effects und 3D auseinandergesetzt hatte und unser Team in dem Bereich super ergänzte. Im Jahr 2014 setzten wir die ersten Erklärvideos unter eigener Flagge um. Zusammen mit dem im April 2014 unterschriebenen Gesellschaftsvertrag unseres Designbüros erblickte auch unsere Marke für Erklärvideos „Der Lichtspieler“ das Licht der Welt.


Das erste Büro

Unsere Reise führte uns im Februar 2015 in unseren ersten Büroraum – ein winziges, aber charmantes Ladenlokal im Kölner Eigelsteinviertel. Die Lage war prädestiniert dafür, einmal im Jahr eine ausgelassene Party zu feiern. Zudem etablierten wir mit unserem „Freitagsbierchen” im Sommer einen regelmäßigen Treffpunkt für Freund*innen und kreative Köpfe.

Beim Renovieren unseres „Kleines Klosters” mussten alle mit anpacken.
Schon ein ganz besonderer kleiner Moment, wenn das eigene Logo groß aufs Schaufenster geklebt wird.
Unser erstes offizielles Foto.
3 Jahre Designkloster Party & Kirstens Geburtstagsparty
Unsere berühmten Freitagsbierchen waren im Sommer immer ein guter Anlaufpunkt für Freunde und Kreative.

Der erste richtig große Kunde

Nach einigen kleineren Erklärvideo Projekten klopfte 2016 mit der Zurich Versicherung das erste wirklich große Unternehmen an unsere Türe. 

Passend zu dem damaligen Corporate Design produzierten wir zunächst zwei Erklärvideos. Dann kam der erste Corporate Design Relaunch und der erste große Pitch für uns, den wir mit einem passenden neuen Design für alle Zurich Erklärvideos für uns entschieden. Nach inzwischen zwei Corporate Design Relaunches blicken wir auf eine sehr tolle achtjährige Zusammenarbeit und rund 50 Videos zurück. 

In der Retrospektive war Zurich als Kunde zu diesem frühen Zeitpunkt natürlich ein wichtiger Boost, der unsere Marke Lichtspieler deutlich nach vorn katapultierte.


Ein größeres Büro muss her

Im August 2018 entdeckten wir ein schickes Loft in einem Hinterhaus im Kölner Agnesviertel, das wir einfach nehmen mussten – nicht nur, weil sich Kirstens Arbeitsweg von 500 Meter Fußweg auf 200 Meter drastisch reduzierte, sondern auch, weil es eine deutlich angenehmere Größe, mehr Komfort und vor allem eine funktionierende Heizung besaß.

Ein Besuch in einem schwedischen Möbelhaus durfte natürlich nicht fehlen.
Tetris für Fortgeschrittene! Unglaublich, dass aus diesem Chaos eine Küche entstanden ist.
Mal eben ein paar Löcher bohren, stellte sich bei einer Decke mit Eisenträgern als größere Herausforderung heraus.
Einweihungsparty mit einer musikalischen Darbietung unserer Untermieterin Katharina Koppe & Friend.

Wertvolle Inhalte

Von Anfang an waren uns sinnvolle Inhalte wichtig. Das Aufklärungsvideo „Risiko Pille” für den Verein Thrombosegeschädigter war hier ein wichtiger Meilenstein für uns. Danach bemühten wir uns immer weiter um Kund*innen mit einer wichtigen Message. 2017 folgte dann das erste kleine Videoprojekt für den WWF Schweiz und dann ging es immer so weiter. Mit Kund*innen wie Viva con Agua, BKJ, dem Europäischen Parlament, der Deutsche Sparkassen Stiftung, und dem Mukoviszidose e.V. schärften wir unsere Ausrichtung noch mal deutlich.


Erklärvideos für eine bessere Zukunft

Bereits bei der Gründung hatten wir uns dazu entschieden, 1 % jeder Rechnung an den Verein Rettet den Regenwald zu spenden. Der Verein hat das klare Ziel, die Regenwälder dieser Erde als einzigartige Ökosysteme und Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten. Seit 2024 sammeln wir zusätzlich mit jeder Rechnung 2 % in einem Erklärvideo-Soli. Damit ermöglichen wir wertvollen Projekten mit wenig Budget ein eigenes Erklärvideo. Durch den Beitritt zum Berufsverband für nachhaltige Unternehmen „dasselbe in Grün” wollen wir unser Netzwerk erweitern und uns in einen bedeutungsvollen Dialog einbringen. 

In den nächsten Jahren möchten wir unser Bestreben nach sinnvollen Videos und tollen Kund*innen weiter verstärken. Wir sind davon überzeugt, dass wertvolle Inhalte und die Wissensvermittlung unseren Planeten ein Stück besser machen können. 


An dieser Stelle möchte ich natürlich auch noch meine Mitgründer*innen Kirsten Piepenbring und Tobias Fröhlich zu Wort kommen lassen.

»Was war für euch der wichtigste Moment in den letzten 10 Jahren?«

Kirsten: Super schwere Frage! In meiner Erfahrung sind es in der Regel nicht einzelne große Ereignisse, die einen voranbringen, sondern tausend kleine Momente und Entscheidungen, harte Arbeit und Durchhaltevermögen und den Blick fürs große Ganze nicht zu verlieren. Aber wenn ich mich festlegen müsste, dann würde ich sagen, dass es das pro bono Projekt »Risiko Pille« war. Hier haben wir das erste Mal ein Erklärvideo für einen guten Zweck produziert, mit Inhalten, die wir selber wichtig fanden und hinter denen wir nach wie vor zu 100% stehen können. Das war ein Richtungsweiser für unsere geschäftliche Ausrichtung und hat uns gezeigt, dass wir unsere Werte und das Business in Einklang bringen können. 

Carsten: Da gab es bestimmt mehrere! Aber einer war sicher, dass wir Zurich als Kund*innen gewinnen und behalten konnten. Auch wenn solch ein Kunde in der Außendarstellung natürlich einen gewissen Eindruck macht, war es für uns fast schon wichtiger, durch jedes Eklärvideo zu lernen.

Tobi: Ein Moment ist per Definition „ein nicht näher bestimmtes – kurzes – Zeitintervall”. So schnell wie die letzten 10 Jahre vergangen sind, lasse ich mich also zu der Aussage hinreißen, dass diese der wichtigste Moment waren.


»Was macht unser Team einzigartig.«

Kirsten: Wir sind schon ziemlich verschiedene Charakter-Köpfe im Team, die aber alle dieselben Werte und Ziele haben und sich gegenseitig enorm befruchten. Ich glaube, dass unsere Persönlichkeiten immer auch in unsere Projekte einfließen und diese zu etwas Besonderem machen. 

Carsten: Unsere möglicherweise einzigartige Positionierung auf dem Erklärvideo-Markt ergibt sich aus der Synergie unserer Ausbildung, Ausrichtung und vielfältigen Kompetenzen, die sich perfekt in unserem Erklärvideo-Produkt vereinen.

Tobi: Ich mache das Team so einzigartig … Würde niemand von uns im Ernst behaupten. Es ist unsere Zusammenarbeit, unsere unterschiedlichen Kompetenzen, Schnittmengen, verschiedene Interessen und ein gutes Miteinander, die zu einem sehr kreativen Team führen.


»Wie fördern wir die Zusammenarbeit und Innovation?«

Kirsten: Wir haben uns für dieses Jahr explizit vorgenommen, unseren Prozess wieder etwas aufzubrechen. Das Dilemma eines etablierten, funktionierenden Prozesses ist nämlich, dass er einem auf der einen Seite enorm viel Arbeit, Zeit und Aufwand erspart. Auf der anderen Seite hat man sich nach zehn Jahren vielleicht hier und da etwas festgefahren, vergisst darüber die Kreativität und das Spontane zuzulassen und verpasst dabei womöglich die wunderschönen Sachen, die aus Fehlern oder einem »keine Ahnung, ob das funktioniert« entstehen können. Wir wollen dieses Jahr wieder mehr ausprobieren, die Videos von Anfang an gemeinsam denken, Ideen und Einschränkungen von gewissen Animationsstilen schon in die Story und die Illustrationen mit einfließen lassen, mehr 3D integrieren und den Storyboard-Prozess durch einen eigens dafür konzipierten Kreativ-Fragebogen aufpeppen.

Carsten: Innovation und eine ständige Weiterentwicklung sind aus meiner Sicht absolut essenziell. Wir haben leider schon einige Agenturen in unserem Umfeld beobachten können, die sich zu sehr auf ihren Lorbeeren ausgeruht, ihren Markenkern verloren, oder die Bedürfnisse ihrer Kundschaft nicht ernst genommen hatten. Ich persönlich mache mir viele, vielleicht manchmal zu viele Gedanken, wie man neue „Angebote“ im Rahmen von Erklärvideos unseren Kund*innen anbieten kann. Aber auch Fortbildungen in neuen Animationstechniken und Software sind nach über zwanzig Jahren Berufserfahrung für mich immer noch absolut überlebensnotwendig. 

Tobi: Die eigenen Prozesse und Abläufe zu reflektieren und daraus dann Maßnahmen abzuleiten, ist ein essenzieller Teil, um Zusammenarbeit und Innovation zu fördern. Uns ist es auch wichtig, uns genug Platz einzuräumen, um Neues auszuprobieren. Das gilt nicht nur für den handwerklichen Aspekt, sondern auch für den konzeptionellen. 


»Welches Projekt hat euch am meisten Spaß gemacht?«

Kirsten: Das Projekt »Zusammen stark« für den Hilfe von Mensch zu Mensch e.V. hat mir besonders viel Spaß gemacht. Zum einen, weil der Kunde sehr offen für einen ungewöhnlichen Stil mit Monster-Charakteren war. Zum anderen, weil ich die Arbeit des Vereins und das Projekt sehr wichtig und unterstützenswert finde. Die finanziellen Mittel für das Projekt waren nicht besonders groß, aber es hat Spaß gemacht, innerhalb dieser Einschränkungen das bestmögliche Ergebnis herauszuholen. Ich schaue mir das Video heute noch gerne an.

Carsten: Ich mag mich ungern auf ein Projekt beschränken, es gab natürlich viele Projekte. Aber insgesamt waren es die Erklärvideos, bei denen wir sehr viel kreativen Freiraum hatten, und ganz besonders, wenn wir mit einer Prise Humor arbeiten durften.

Tobi: Mir macht immer das Projekt am meisten Spaß, bei dem ich mich neu herausfordern kann. Da es davon in den letzten Jahren verschiedene gab, kann ich kein konkretes Projekt nennen.


»Was betrachtet ihr als unseren größten Erfolg?«

Kirsten: 10 Jahre durchzuhalten – sowohl wirtschaftlich als auch persönlich. Das schaffen nicht viele und das ist eine Leistung, auf die wir sehr stolz sein können. 

Carsten: Natürlich kann ich Kirsten nur beipflichten! Es erfüllt mich jedoch auch mit Stolz, dass unser kleines Animationsstudio namhafte Marken wie WWF, WDR, Zurich und Viva con Agua zu seinen Kund*innen zählt. Doch noch stolzer bin ich darauf, dass unsere Arbeit auch einen sinnvollen Zweck erfüllt.

Tobi: Nach 10 Jahren noch Pläne zu haben und sich nicht einfach nur treiben zu lassen. Wir haben nach wie vor viele Ideen und viele Projekte, die wir angehen möchten oder hinter den Kulissen bereits gestartet haben.


»Was war der größte Rückschlag?«

Kirsten: Das »Katastrophenjahr« 2021. Nachdem wir 2020 und Corona weitestgehend unbeschadet überstanden hatten, erlebten wir 2021 unser bis dato wirtschaftlich schlechtestes Jahr. Ein Großkunde, der uns früher regelmäßig mit Aufträgen versorgte, brach fast vollständig weg. Das hat uns ganz schön ins Schwitzen gebracht. Zum Glück haben wir uns aber schnell wieder erholt. 

Carsten: Wirtschaftlich gesehen, wie Kirsten schon sagte, war es das Jahr 2021. Allerdings war ich in diesem Jahr auch teilweise in Elternzeit und quasi nur indirekt betroffen, aber Sorgen und Gedanken machte ich mir natürlich dennoch. Aber um es mit den Worten meines lieblings Haus- und Hof-Philosophen zu sagen „Weitermachen, immer weitermachen” (Oliver Kahn) sind wir Gott sei Dank am Ball geblieben. Ich bin generell ein sehr positiver Mensch, deshalb bin ich davon überzeugt, dass wenn sich eine Tür schließt, sich eine andere öffnet. Ich vertraue sehr auf das, was wir machen und das, was wir können und leisten wollen, dass ich auch sehr positiv auf die nächsten 10 Jahre blicke. 

Tobi: Corona. ‘Nuff said.


»Wo geht die Reise hin?«

Kirsten: Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir öfter auch größere, freie Projekte umsetzen, in denen wir uns ausprobieren können, Themen bearbeiten, die uns wichtig sind und so umsetzen, wie wir es für richtig halten. Wir lieben unsere Kund*innenprojekte, aber der künstlerische Schaffensprozess geht im Alltagsgeschäft manchmal etwas unter. Wir arbeiten aktuell schon an etwas … aber dazu wollen wir noch nichts verraten.

Carsten: Ich wünsche mir einen größeren Impact mit noch mehr Videos zu interessanten und wichtigen Themen. Dabei fänd ich auch einen größeren kreativen Spielraum lohnenswert. Besonders in Anbetracht von künstlicher Intelligenz und den Erklärvideo-Fließband-Mitbewerber*innen ist es aus meiner Sicht zielführend, Erklärvideos kreativ weiterzudenken und mit ganz viel Menschlichkeit zu versehen.

Tobi: In höchste kreative Höhen, in denen wir weder vom Budget noch von knappen Deadlines beschränkt werden, in dem, was wir machen möchten und können. Man wird ja noch träumen dürfen …