10 Jahre

Erklärvideos im Unterricht 

Ob als Medium für die Lehrstoffvermittlung oder zum selber machen: Erklärvideos sind vielseitig und kreativ einsetzbar.

Die PISA Studie 2020 weist einen Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Hintergrund von Kindern und Jugendlichen und deren kreativem Denkvermögen nach. Da die Kinder keinen Einfluss darauf haben, wie stark Kreativität im Elternhaus gefördert und vorgelebt wird, muss es im Sinne der Chancengleichheit umso mehr kreative Angebote in öffentlichen Räumen wie KiTas, Schulen oder Jugendeinrichtungen geben. 

Ein solches Angebot kann zum Beispiel die Verarbeitung verschiedener Themen mithilfe von Erklärvideos sein. 


Erklärvideos im Klassenzimmer – innovative Lehrstoffvermittlung 

Anfang 2023 habe ich zusammen mit der Illustratorin Nadine Magner einen Workshop über Stop Motion-Animation am Bonner Hardtberg-Gymnasium geleitet. Abgesehen davon, dass das Ganze total viel Spaß gemacht hat und wir uns die Ergebnisse in Form einer tollen Inszenierung in Kooperation mit dem Beethoven-Orchester anschauen durften, hat mich das Thema »Erklärvideos im Unterricht« seitdem nicht mehr losgelassen.

Erklärvideos sind auf die eine oder andere Art tatsächlich schon an vielen Schulen fester Bestandteil der Lehrinhalte. Das macht an vielen Stellen Sinn und meiner Meinung nach kommt man in einer digitalen Welt wie unserer kaum noch daran vorbei, Kinder und Jugendliche mit dem Medium vertraut zu machen. Erklärvideos bieten viele Vorteile – für Lehrer*innen und Schüler*innen. Doch was genau macht Erklärvideos so wertvoll für den Unterricht?

Lehrer*innen greifen im Unterricht immer öfter auf Erklärvideos zurück, um Themen anschaulich zu vermitteln.

Vorteile von Erklärvideos im Unterricht:

• Verständnis fördern: Komplexe Themen werden anschaulich und verständlich vermittelt. Durch visuelle und auditive Unterstützung und klare Strukturen können Schüler*innen besser folgen und Inhalte nachhaltig verinnerlichen.

• Flexibilität und Individualität: Schüler*innen können Erklärvideos in ihrem eigenen Tempo anschauen und bei Bedarf pausieren oder zurückspulen. Das fördert das selbstständige Lernen und die individuelle Wissensaufnahme.

• Motivation: Der Einsatz von Videos kann das Interesse und die Motivation der Schüler*innen steigern. Multimediale Inhalte machen den Unterricht abwechslungsreicher und spannender.

• Diversifikation des Lehrmaterials: Es gibt unterschiedliche Lerntypen. Während manche gut damit klarkommen, Inhalte durch Abschreiben zu verinnerlichen, brauchen andere visuelle Reize. Wichtig ist also eine Diversifikation der Lehrmaterialien, um alle zu erreichen. 

• Medienkompetenz: Der Umgang mit Videos stärkt die Medienkompetenz der Schüler*innen – eine essentielle Fähigkeit in unserer digitalisierten Welt.

Erklärvideos bieten also einen modernen und effektiven Weg, Wissen zu vermitteln. Sie holen Schüler*innen mit einem sehr vertrauten Medium ab. Kinder und Jugendliche konsumieren heute über YouTube, TikTok und Co. mehr Video-Content, als jede Generation vor ihnen. Das darf man im Unterricht ruhig für sich nutzen.


Erklärvideos im Klassenzimmer selber machen

Doch Erklärvideos funktionieren nicht nur super in der Wissensvermittlung, sondern bieten sich auch als Medium zum selber machen an. 

In dem Workshop in Bonn haben die Jugendlichen sich abhängig von ihren Fähigkeiten und Präferenzen für unterschiedliche Stile und Materialien entschieden. Dieses Beispiel zeigt eine Mischung aus Papier-Ausschnitten und Knete.

Ein kleiner Überblick über die Skills, die Kinder und Jugendliche bei der Produktion erlernen:

• Technische Fähigkeiten: Schüler*innen lernen den Umgang mit Kameras, Schnittsoftware und anderen technischen Hilfsmitteln. Das sind wertvolle Fähigkeiten für die Zukunft.

• Kreativität und Teamarbeit: Beim Erstellen von animierten Videos sind das wichtige Bausteine. Schüler*innen erstellen Drehbücher, entwickeln einen visuellen Stil und arbeiten zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

• Kommunikationsfähigkeit: Das Erklären eines Themas in einem Video erfordert eine klare und verständliche Ausdrucksweise. Schüler*innen verbessern ihre Fähigkeit, Informationen strukturiert und präzise zu vermitteln. Sie lernen auch, wichtige Inhalten von weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Thema auf seine Kernpunkte herunterzubrechen. 

• Kritisches Denken: Wer weiß, wie ein Medium erstellt wird, lernt auch, an welchen Stellen es manipuliert werden kann. Schüler*innen lernen außerdem, Medieninhalte kritisch zu hinterfragen und die Qualität und Zuverlässigkeit von Informationen und Quellen zu beurteilen, die sie in ihrem Video verwenden. 

• Aktives Lernen: Schüler*innen werden ermutigt, sich aktiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen, indem sie Fragen stellen und eigene Recherchen anstellen.

Erklärvideos selber zu erstellen fördert also zahlreiche Schlüsselkompetenzen bei den Schüler*innen. Sie lernen mit digitalen Medien verantwortungsvoll und kreativ umzugehen und erwerben praktische Fähigkeiten, die ihnen weit über das Klassenzimmer hinaus nützen. Und: es macht ganz einfach Spaß! 🙂


Die Stop-Motion-Technik als Mittel der Wahl

Die Stop-Motion-Technik ist extrem vielseitig. 

So viele Vorteile es mit sich bringt, wenn die Kids selber ein Erklärvideo produzieren: Animation lernt man nicht mal eben so. Die Programme sind komplex und erfordern Jahre der Übung. Deswegen setze ich in meinen Workshops gerne die Stop-Motion-Technik ein. Stop-Motion funktioniert, indem man ein Objekt abfotografiert, es geringfügig ändert, wieder abfotografiert, wieder ändert usw. Wenn man die Fotos am Ende schnell nacheinander abspielt, entsteht die Illusion von Bewegung.


Die Stop-Motion-Technik eignet sich aus verschiedenen Gründen hervorragend für den Einsatz im Unterricht:

• Mit ein bisschen Übung und Anleitung erzielt man sehr schnell Ergebnisse, die visuell beeindrucken.

• Die Schüler*innen lernen die Grundregeln der Animation ganz natürlich durch Learning-by-Doing (Was passiert, wenn ich das Objekt nur ein winziges vs. ein großes Stück bewege? Wie ändert sich mein Ergebnis, wenn ich weniger oder mehr Bilder pro Sekunde abspiele?)

• Man muss nicht zeichnen oder malen können, um coole Visuals zu erstellen. Stop-Motion-Animation kann man mit buchstäblich ALLEM produzieren. Sie ist unglaublich vielseitig und dadurch auch so kreativ. Ob Lego-Figuren, Papier Ausschnitte, Knete, Haushaltsgegenstände oder Reis – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

• Die Technik ist meistens schon da. Ein Smartphone besitzen ab einem gewissen Alter fast alle Schüler*innen. Ansonsten haben mittlerweile viele Schulen einen Vorrat an Tablets. Es gibt tolle Stop-Motion Apps, die kostenlos und einfach zu bedienen sind. Wenn man kein Stativ zur Hand hat, kann man das Smartphone oder Tablet an der Tischkante fixieren und auf den Boden filmen. Auch ein Ofenrost auf zwei Bücherstapeln, auf dem das Handy liegt, funktioniert super! 

So toll und vielseitig die Technik auch ist – es sollte ausreichend Zeit für die Erstellung von Stop-Motion Videos eingeplant werden. Die Technik erfordert Übung und Geduld. 


TV Beitrag in der WDR-Lokalzeit

Zum TV-Beitrag

ab Minute 10:55


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Kirsten Piepenbring

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